Leitlinien wissenschaftsreflexiver Forschung
Wissenschaftsreflexive Forschung ist integrativ; sie forscht konsequent interdisziplinär, verbindet theoretische und empirische Fragestellungen miteinander und verknüpft deskriptive und normative Forschungsperspektiven, um gesellschaftlich fruchtbares Orientierungswissen zu erzeugen.
Deskriptive und normative Forschung miteinander verknüpfen
Sich wandelnde Arbeitsweisen und veränderliche Ansprüche und Erwartungen an Wissenschaft und Hochschule wie auch wissenschaftlich-technische Entwicklungen selbst machen fortlaufend neue rechtliche, ethische und politische Weichenstellungen erforderlich. Zu Recht erhoffen sich Wissenschaftsorganisationen, Politik und Verwaltung dafür hilfreiches Orientierungswissen. Dazu will die wissenschaftsreflexive Forschung einen Beitrag leisten. Zu diesem Zweck verknüpft sie deskriptive und normative Perspektiven. Diese Verknüpfung kann Orientierungswissen liefern, ohne sich von speziellen moralisch-weltanschaulichen Konzeptionen abhängig zu machen, indem sie normative Vorgaben (wie Glaubwürdigkeit der Wissenschaft, Schutz der Privatsphäre, demokratische Teilhabe und Forschungsfreiheit) kritisch reflektiert und deren adäquate Konkretion mit Blick auf die Realität von Wissenschaft und Hochschule untersucht.
Interdisziplinarität und breite disziplinäre Vielfalt pflegen
Für wissenschaftsreflexive Forschung ist interdisziplinäre Forschung essentiell, weil darüber gemeinsame Gegenstandsbezüge hergestellt werden, vor allem aber, weil so das Theoriewissen und die Methodenkenntnisse der Kernfächer aufeinander bezogen werden. Nur so können die großen, teilweise disruptiven Transformationen, denen gegenwärtig Hochschule und Wissenschaft ausgesetzt und an denen sie beteiligt sind, bestmöglich analysiert werden. Zu diesem Zweck werden beispielsweise theoretische und normative Betrachtungsweisen um empirisches Wissen angereichert, quantitative und qualitative Forschungsansätze integriert und insbesondere gemeinsam neue und innovative Methoden und Analysewerkzeuge entwickelt.
Theorie und Empirie systematisch aufeinander beziehen
Wissenschaftsreflexive Forschung wird großen Wert darauflegen, theoretische und empirische Forschung systematisch miteinander zu verbinden und verfolgt damit zwei Zielsetzungen. Erstens Begriffe und Konzepte, Kategorien und Klassifikationen zu entwickeln, mit den sich die gesellschaftsprägende Kraft von Wissenschaft und Hochschule in Wissensgesellschaften theoretisch analysieren und empirisch erfassen lässt. Zweitens sollen stärker theoretische Forschungsperspektiven von stärker empirischen Perspektiven profitieren und umgekehrt. Dies bietet sich an, da in den verschiedenen an der Wissenschaftsreflexion beteiligten Fächern die Relationen zwischen Theorie und Empirie jeweils ganz unterschiedlich ausgeformt sind.