Forschungsfeld "Epistemologie"

Die Forschungsperspektive des Feldes ist darauf gerichtet, zu untersuchen, wie sich Forschungsbedingungen und -kontexte auf Art, Inhalt und Verlässlichkeit wissenschaftlichen Wissens auswirken. Zu diesen Bedingungen und Kontexten gehören beispielsweise Vorstellungen von wissenschaftlicher Evidenz und wissenschaftlichem Konsens, Paradigmen und Denkstile, konstitutive Normenkataloge, rechtliche oder institutionelle Regelungen, aber auch Abgrenzungskriterien zu nichtwissenschaftlichem Wissen und nichtwissenschaftlichen Tätigkeiten.

Aktuelle Forschungsschwerpunkte

Forschungsdaten als Evidenzgrundlage wissenschaftlichen Wissens

Der erste Schwerpunkt beschäftigt sich mit dem Prozess und der Frage, wie Forschungsdaten zur Evidenzgrundlage wissenschaftlichen Wissens werden. Forschungsdaten werden im Allgemeinen methodisch kontrolliert und häufig theoriegestützt erhoben. Als materielles Produkt dieser Vorgänge sind Daten jedoch noch nicht automatisch mit empirischen Belegen gleichzusetzen. Diese kognitive Rolle können Daten erst im Rahmen aufwendiger Strategien erhalten, durch die evidenzielle Ansprüche aufgestellt und Daten integriert und handhabbar gemacht werden.

Ausgewählte Forschungsprojekte

Einseitigkeit contra Pluralismus in den Wissenschaften

Der zweite Schwerpunkt rückt das strittige Thema "Einseitigkeiten contra Pluralismus in den Wissenschaften" ins Zentrum. An epistemischer Einseitigkeit wird eine vereinseitigte Forschungsagenda kritisiert, mit der oftmals eine einseitige Verteilung der Irrtumsrisiken wie auch methodische Einseitigkeit einhergeht. Um diesen Vereinseitigungen zu begegnen, wird regelmäßig wissenschaftlicher Pluralismus gefordert: Nur so könnten wirksame wechselseitige Kritik und wissenschaftliche Selbstkorrektur bei methodischer, inhaltlicher und thematischer Vielfalt funktionieren. Doch wie ist das Spannungsverhältnis zwischen dem offenen Pluralismus konkurrierender Ansätze und den glaubwürdigkeitsschädigenden Effekten von Pseudokontroversen (z.B. Impfgegner, Klimaskeptiker) auszuloten?

Ausgewählte Forschungsprojekte

Computermodellierungen komplexer Systeme

Der dritte Schwerpunkt befasst sich mit Computermodellierungen komplexer Phänomene, speziell mit Klimamodellierungen, die auf verschiedensten Unsicherheitsfaktoren fußen: a) strukturelle Unsicherheit, da nicht alle klimarelevanten Prozesse ausreichend gut verstanden sind und im Detail simuliert werden können, b) Unsicherheit hinsichtlich der Anfangs- und Randbedingungen sowie c) Ungewissheiten im Hinblick auf Parameteranpassungen. Dies wirft eine Reihe theoretischer wie praktischer epistemologischer Probleme auf, die sich auf die Frage nach dem richtigen Umgang mit verschiedenen Formen epistemischer Unsicherheit sowie auf das Problem adäquater Entscheidungsstrategien unter Bedingungen von zum Teil tiefer Unsicherheit zuspitzen.